Die Gesellschaft für Kunst und Gestaltung erinnert mit dieser Ausstellung an den bedeutenden Bonner Künstler Leo Breuer (1893 bis 1975), der in diesem Jahr seinen 130. Geburtstag hätte. Er ist ein namhafter Vertreter der Neuen Sachlichkeit vor dem zweiten Weltkrieg und einer der besten Konstruktiven nach 1945.
Kern der Ausstellung wird die Gegenüberstellung seiner figürlichen Zeichnungen aus den Internierungslagern in Frankreich, die 1941 entstanden sind, mit den Werken der 60-er und 70-er Jahre sein, in denen er eine freie und lebendige Abstraktion in Reliefs, Gemälden und Holzschnitten umsetzte. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem LVR-LandesMuseum in Bonn und dem Zentrum für verfolgte Künste in Solingen.
Eröffnung am 23.4. um 12:00 Uhr durch Dr. Gabriele Uelsberg
Öffnungszeiten: Mi–Fr: 15:00–18:00 Uhr I Sa: 14:00–17:00 Uhr I So: 11:00–17:00 Uhr
Vorträge:
14.5., 12:00 Uhr: Dr. Gabriele Uelsberg: „Erinnern an Bildende Künstler – Identitätsstiftung für Stadtgesellschaft”
4.6., 12:00 Uhr: Dr. Jürgen Kaumkötter, Direktor des Zentrums für verfolgte Künste in Solingen: „Leo Breuer und die Holocaust-Kunst”
Vortrag am Sonntag, dem 04. Juni um 12.00 Uhr
Dr. Jürgen Kaumkötter: Leo Breuer und die Holokaustkunst
Dr. Kaumkötter ist der Direktor des Zentrums für verfolgte Künste in Solingen und Autor von Büchern wie „Der Tod hat nicht das letzte Wort“ und „Felix Nußbaum und die Holokaustkunst“ das in diesem Jahr erschienen ist.
In seinem Vortrag wird er die Aquarelle von Leo Breuer thematisieren, die Leo Breuer 1941/1942 in den französischen Lagern von St. Cyprien und Gurs geschaffen hat. Er behandelt dabei auch den Kontext von Künstlern, die im Nationalsozialismus verfolgt und interniert waren und deren Kunst eine Form der Selbstbehauptung wurden.
Jürgen Kaumkötter beschreibt seine langjährige Beschäftigung mit diesem Thema so: „Im Jahr 1999/2000 bin ich dann das erste Mal in Auschwitz gewesen, um ein ganz anderes Projekt zu besprechen. Die damalige Direktorin der Gedenkstätte sagte dann irgendwann: „Herr Kaumkötter, kennen Sie eigentlich unsere Kunstsammlung? Sie kommen doch aus dem Kunstmuseum.“ Ich habe das erstaunt verneint und was ich dann gesehen habe, hat mein Leben verändert. Das wurde dann zu einem prägenden Thema. Dieser Ort verändert Menschen, die sich damit beschäftigen, dass man bewusster mit seiner Gegenwart umgeht. Und so ist es bei mir zu einem Lebensthema geworden. Also es war kein absichtlicher Entschluss am Anfang, sondern es ist eine Entwicklung gewesen.“
Wir laden Sie herzlich zu diesem Vortrag ein. Der Eintritt ist frei.
130/2023
Leo Breuer
23.04. – 11.06 2023
„Die Suche nach Neuland ist wie der Prozess ja das Faszinierende bei jeder Kreativität.“
Leo Breuer, 1973
Dies formulierte Leo Breuer anlässlich seines 80ten Geburtstages, der mit einer Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum in Bonn gewürdigt wurde und zu dem eine Gratulationsdepeche vom damaligen Bundeskanzler Willy Brand eintraf.
Leo Breuer ist von den in Bonn geborenen Bildenden Künstler einer der Bedeutendsten.
Die Gesellschaft für Kunst und Gestaltung widmet ihm 2023 zum 130ten Geburtstag eine Einzelausstellung. Wir wollen diesen Künstler, der Zeit seines Lebens nicht nur hervorragende Kunstwerke geschaffen hat, sondern auch stets Haltung bewies in schwierigen Zeiten, einer breiteren Bonner Öffentlichkeit in Erinnerung bringen bis hin zum neuen Kennenlernen.
Kern der Ausstellung wird die Gegenüberstellung seiner figürlichen Zeichnungen aus den Internierungslagern in Frankreich sein, die 1941 entstanden sind und den Werken der 60er und 70er Jahre in denen er eine freie und lebendige Abstraktion in Reliefs Gemälden und Holzschnitten umsetzte. Leihgaben dazu werden vom Zentrum für verfolgte Künste in Solingen, dem LVR-LandesMuseum in Bonn und aus zwei privaten Sammlungen kommen.
Zu Leo Breuer und seiner nationalen – wie internationalen Bedeutung:
Leo Breuers künstlerisches Werk umspannt sechs Jahrzehnte, von den 1920ern bis in die späten 70er Jahre, und führt in kompromissloser Fortentwicklung vom Figürlichen zu immer neuen Möglichkeiten der Abstraktion. Dabei ist bei ihm die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft sogar noch in seinen späten völlig abstrahierten Werken spürbar.
In den Jahren des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges wurde er in Internierungslagern in Frankreich gefangen gehalten. Dort entstanden berührende „Aquarelle“, die das Leben in den Lagern in figürlichen Szenen zeigen. Vielleicht waren es diese „Bilder der Zeit“ zwischen 1933 und 1945, die er nicht mehr aus dem Kopf bekam und die zu seiner konsequenten Abstraktion ab den Jahren nach dem Krieg führten.
Mit Ateliers in Bonn und Paris war Leo Breuer ab 1953 ein Wanderer zwischen den Kunstszenen in Frankreich und dem Rheinland. An beiden Orten ist er mit den Künstlerkollegen eng vernetzt. Seine abstrakte Malerei treibt Breuer auf ganz eigenständigem Weg konsequent voran. Rhythmus und Bewegung, Farbakkorde und Raumwirkung allein durch Farbe werden bestimmende Elemente seiner Arbeiten. Im Spätwerk führt er sie über die Fläche hinaus zu geometrischen Reliefs, die im Blick des Betrachters voller Bewegung scheinen.
Leo Breuer trieben keine Dogmen des Konstruktiven, keine Manifeste, kein mathematisches Kalkül, sondern die stetige Suche nach dem Wesentlichen hinter den Dingen und nach neuen Lösungen und Möglichkeiten es in seiner Kunst auszudrücken.
Neben den Lagerzeichnungen, die uns das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen zur Verfügung gestellt hat, zeigen wir späte Reliefarbeiten aus dem Besitz des LVR-LandesMuseums in Bonn und Arbeiten auf Papier, kleine Objektbilder und Holzschnitte sowie wichtige, frühe Dokumente und „Geschichtsschnipsel“ aus zwei privaten Sammlungen.
Die gkg wird gefördert von der Bundesstadt Bonn.