Susanne Stähli – FARBSPIEGEL und Neuordnung – 30.6–15.9.2024

Kategorie: Allgemein, Archiv, Ausstellung, Großer Raum, presse, Studio

Eröffnung durch Dr. Gabriele Uelsberg am Sonntag, den 30. Juni, um 12.00 Uhr
Offenes Publikumsgespräch zum Thema „Spiegel“ und „Bild“ am Sonntag, den 18. August, um 11.00 Uhr, mit Dr. Gabriele Uelsberg und Susanne Stähli
Finissage am Sonntag, den 15. September, um 12.00 Uhr
Gespräch mit Susanne Stähli und Gabriele Uelsberg in der Ausstellung
Öffnungszeiten: Mi–Fr 15–18 | Sa 14–17 | So 11–17 Uhr

Susanne Stähli ist eine Architektin der Farben, die diese im Raum ständig wandelt. Der Aspekt der Architekturhaftigkeit, die ihren Arbeiten innewohnt, zeigt sich im Fortgang des Entstehungsprozesses der Bilder, die sie Schicht um Schicht aufbaut. Die unterschiedlichen Farbigkeiten, die sie damit erreicht, sind unendlich in ihrer Vielzahl und bestechend in ihrer Reduktion. Auch der Außenraum, den wir durch die Glasfenster erahnen können, die Susanne Stähli durch die partielle Überklebung mit Folien akzentuiert, wirkt an dem Farbkanon mit und wird so zum Bestandteil der Ausstellungspräsentation.


Susanne Stähli
Architektin der Farben

Susanne Stähli ist Malerin, die aber vor allem Farbraumarchitekturen entstehen lässt, die sich im Raum verorten und ihre Präsenz und Anmutung ständig wandeln. Jedes ihrer Bildwerke ist ein individueller Farbkörper mit einem Grad an Unverwechselbarkeit, der ihn in ein besonderes Verhältnis zu den anderen Bildern wie zu den Betrachtern setzt. Der Aspekt der Architekturhaftigkeit, die ihren Arbeiten innewohnt, resultiert nicht zuletzt aus jener besonderen Arbeitstechnik, denen sie ihre Werke unterwirft und aus der sie sich gerade auch als Malerin mit eigenem stilistisch-handschriftlichem Duktus zurückzieht und den Prozess der Bildentstehung neutralisiert und diesen gleichsam von außen leitet und dirigiert. Im Fortgang des Entstehungsprozesses der Bilder entsteht jener Grad von Plastizität und Körperlichkeit, der den Werken unter der Maßgabe einer fast völlig fehlenden Dreidimensionalität – nur der Bildkörper von Keilrahmen und Leinwand ist konkret – eigen ist.  Das „Volumen“ der Bilder, mit denen sie den Raum erfüllen, entwickelt sich in mikroskopischen Dimensionen und speist sich aus der raumbildenden Kraft von Farbe, die für den Betrachter wahrnehmbar, aber rational zunächst nicht nachvollziehbar ist. Die unterschiedlichen Farbigkeiten, die die Künstlerin so erreicht, sind unendlich in ihrer Vielzahl. Die Abfolge der Schichten, die Intensität der Mischungen und der Ablauf des Prozesses ist jedes Mal anders und bringt im Ergebnis eine farbige Tonalität, die das jeweils einzelne Bild ganz individuell auszeichnet.

Susanne Stähli entwickelt ein besonderes Verhältnis in ihrer Kunst von Raum und Fläche. Der Betrachter erkennt in der Anschauung der einzelnen Arbeiten nur sehr sukzessive die Schichten der Entstehung, nimmt jedoch vom ersten Moment an eine besondere Atmosphäre und eine besondere Farbwertigkeit wahr, die eine Art Farblicht erzeugen, das einem farbräumlichen Sehen entspricht. In der Abfolge der unterschiedlichen Bilder erlebt der Betrachter immer wieder neue Verknüpfungen von Vorder- und Hintergrund, von dichtem Farbauftrag und transparentem Schimmer. Die Künstlerin geht dabei nie nach Schema vor, sondern verbindet die unterschiedlichen Elemente je nach Arbeit immer wieder neu.

Nach vielen Jahrzehnten der konsequenten Verwendung von Acrylfarbe hat sie nun auch die Ölmalerei mit in das Spektrum ihrer Farbqualitäten aufgenommen und die beiden Stofflichkeiten miteinander kombiniert. So entstehen in einem Bild stumpfe und leicht glänzende Oberflächen nebeneinander, und das Licht wird mal gebrochen mal reflektiert und nimmt so unmittelbaren Bezug auf den Raum.

Susanne Stählis Kunst verlangt vom Betrachter Zeit und Muße in der Betrachtung. Ein „Passant“, der diesen Bildern nur mit einem Seitenblick Aufmerksamkeit schenkt, könnte sich mit dem ersten Farbeindruck begnügen und die Multiplizität der Ansichten versäumen. Ein meditativ vor den Bildern verweilender Rezipient wiederum könnte vom Zentrum der Farbigkeit aufgesogen werden, ohne jene Vielschichtigkeit zu erleben, die erst durch Standortwechsel und Raumbewegung möglich ist.


Die gesellschaft für kunst und gestaltung wird gefördert von der Bundesstadt Bonn.

Einige Ansichten der Ausstellung:

Foto: A. Keil

Foto: A. Keil

Foto: A. Keil